Lagerküche mal3

Lagerkochen mal 3

oder die Suche nach einer historischen Lösung für ein Problem, das es im Mittelalter so nicht gab!

Ein „mathematisches“ Ergebnis um vegan, vegetarisch und mit Fleisch zu kochen!

Die Menschen des Mittelalters waren omnivore Essen – sie aßen Fleisch, tierische Produkte wie Milch oder Ei und Gemüse, Obst und Getreide. Alles! Trotz der vielen vegetarischen oder veganen Rezepte in den Kochbüchern war die Ernährung ohne Fleisch oder ohne tierische Produkte kein übliches Ernährungskonzept. Ein Verzicht auf Fleisch oder ganz auf tierische Zutaten war temporär in Fastenzeiten oder an Fastentagen oder durch Armut bedingt.


Sicherlich gab es Ausnahmen. Menschen, die ein lebenslanges Fastenversprechen für eine Errettung oder Genesung abgegeben hatten oder die, die aufgrund ihrer persönlichen Diätik aus der 4-Säfte Lehre, durch den Leibarzt bestimmte Speisen meiden sollten. Allergien oder Lebensmittelunverträglichkeiten kann es gegeben haben – weiß ich nicht, ist jetzt aber auch nicht das Thema –, aber benennen konnte man das nicht. Hier galt vermutlich Verzicht aus (leidvoller) Erfahrung.


Wir heute entscheiden uns aus persönlichen Gründen bewusst für oder gegen ein Ernährung ohne oder mit Fleisch oder Fisch, mit Ei, Käse oder nur auf Basis von Gemüse, Obst und Nüssen. Auf Veranstaltungen trifft dies alles zusammen. Wenn der Koch nicht gerade eine Lebensmittelunvertäglichkeitsintolleranz hat oder die unterschiedlichen Ernährungskonzepte von heute einfach nach dem Motto „Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt“ ignoriert, dann heißt es Lagerkochen mal 3.


Authentisch kochen für Allesesser, Vegetarier und Veganer. Kommen dazu noch Allergien oder Unverträglichkeiten kann es ganz schnell ganz kompliziert werden und aufwändig.

Denn im Lager ist es Ziel (oder sollte es sein), dass alle eine gleichwertige Mahlzeit erhalten. Nicht die einen nur den Kloß, die anderen Kloß mit Kraut und der Rest Kloß mit Kraut und Schäufele.


Die Lösung: Mengenlehre!

Der größte gemeinsame Teiler (ggT) bildet die Basis der Mahlzeit und die gemeinsamen Vielfachen (gV) der Schnittmengen die Varianten. Am simpelsten wäre natürlich das größte gemeinsame Vielfache (ggV), also das Gericht auf das sich alle einigen können, aber das wäre zu einfach. Glücklicherweise muss man beim Kochen keine Primfaktorenzerlegung (mehr) können, sondern wissen, welche Zutaten in welches Gericht kommt. Schnittmengen von Rezepten und Zutaten. Doch wieder Mengenlehre oder so was in der Art – Für irgendwas muss dieses ganze Mathezeug ja gut gewesen sein.


Bei der Auswahl der Gerichte war ich bemüht einen Basis für alle oder eine Zutat zu finden, die dann in Varianten weiterverarbeitet wird und ergänzt zum Beispiel um eine Soße.
In Keramiktöpfen lassen sich gleichzeitig unterschiedliche Gerichte und Bestandteile mit einem Herdfeuer, gleichem Zeitaufwand und weniger Hektik kochen.


Wichtig noch! Die Vegetarier dürfen den Veganern und die Allesesser den Vegetariern und Veganern Ihr Essen natürlich nicht wegfuttern, dann geht die Rechnung nämlich nicht auf.


Menüvorschläge aus Kochbüchern:

Italienisches Menü mit Bohnen
(Liber de Coquina)

vegan: Bohnen mit Zwiebeln und Kräutern (6.33)
vegetarisch: Bohnen mit schaumig geschlagenen Eiern (6.34)
omnivor: Bohnen mit Schweinefleisch (6.35)
dazu Salbeisoße mit Zimt und Walnüssen (MH)
serviert auf in Öl gerösteten Brotscheiben

Rheinfränkisches Krapfenmenü
(Rheinfränkisches Kochbuch)
vegan: Krapfen in der Fastenzeit (#1)
vegetarisch: Krapfen in Hufeneisenform (#41)
omnivor: Bubenpfulber (#40) - gefüllte Krapfen -
dazu Steinobstsoße (#67)
serviert mit Mangold/Rübensalat (#30 / #31)


Würzburger Speisen
(Buch von der guten Spise)
vegan: Speise von Bohnen (Nr. 31)
vegetarisch: ein Spise von Birn (10)
omnivor: ein gute Speise (Nr. 30) von Hühnern
dazu eine kluge Speise von Pflaumen (Nr. 9) und griechischen Reis (Nr. 5)


Obwohl alle Gerichte der „Menüs“ historisch sind, ist es dennoch kein Kochen "wie im Mittelalter".  Zwar ist festgehalten, dass für verschiedene Personen separat gekocht wurde, aber die Hintergründe für die Zusammenstellung der Menüs damals sind andere, als die Entscheidung einer vegetarischen Ernährung oder veganen Lebenseinstellung unserer modernen Gesellschaft.

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